Was treibt die Kunst (an)?
Posted in Uncategorized on September 28th, 2008 2 Comments »
In ihrem ausgezeichneten Artikel “Kunst und Publicity – Das Diktat der Marken” bringt Brigite Werneburg in der TAZ auf den Punkt, was Kunst heute (an)treibt. Sie beschreibt, wie das Branding-Paradigma [1] sich auf “die Kunst” auswirkt und welche Interessen es nähren.
Hier ein kleiner Ausschnitt:
So aufregend hat man sich das Crossover von Mode und Kunst immer vorgestellt. Störende Gegenentwürfe kommen dank der Marketinginstrumente der Corporate Culture erst gar nicht ins Spiel. Denn als Form einer weiterreichenden Markenbildung drängt sie die inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Werk selbst erfolgreich in den Hintergrund.
Wie schon das deutsche “Gesetz über den Schutz von Marken und sonstigen Kennzeichnungen” weiß, kann “niemals ein Produkt die Marke selbst sein. Was also produktbedingt geformt ist, stellt gleichzeitig nicht die Marke des Produkts dar.” Ganz dieser Definition entsprechend wird denn auch anlässlich von Jeff Koons Versailles-Auftritt auf einer ganzen Zeitungsseite des Figaro wohl über die Gästeliste des Galadinners (u. a. die Schauspielerin Fanny Ardant, Schlankmacher Karl Lagerfeld, Albert von Monaco und Gloria, Fürstin Thurn und Taxis etc. etc.), nicht aber über die Ausstellung selbst debattiert. Sensationsheischend ist der Ton hier wie dort, wo die Kunstberichterstattung Damien Hirsts Sothebys Auktion verteidigt und feiert.
Tatsächlich steht die abenteuerliche Aktion mehr für die Marke Hirst als die sattsam bekannten Schmetterlingsbilder, Arzneimittelschränke oder in Formaldehyd eingelegten Tierkadaver seines Werks.
Dem Artikel ist eigentlich nicht viel hinzuzufügen, ausser wie man nun als Mensch, für den Kunst an sich bedeutsam ist, damit umgehen kann. Ich bin für Ignorieren. Wenn das gelegentlich aufgrund der Omnipresenz des Spektakels nicht klappen sollte, dann dieses einfach nicht ernst nehmen, lächeln und weitergehen, – zur Kunst. Sich ausschließlich auf die Wahrnehmung der Kunst konzentrieren und dem Ganzen Drumherum keine Beachtung schenken. Jeder Versuch auf kreative Weise das Branding-Kunst-Phänomen zu dekonstruieren wird es noch mehr stärken. De-Branding kann hier nur in der persönlichen Wahrnehmung passieren, nicht als Aktionismus. Denn letzterer würde den Brands der Kunst nur noch mehr Aufmerksamkeit verschaffen und/oder im Erfolgsfall sofort vereinnahmt werden und selbst zum nächsten Kunst-Brand werden (oder zum nächsten Mode-Brand oder beides ;-)
[1] Es scheint in unserer globalen Konsumkultur ein Imperativ des Image herrschen. Arbeite an deinem Image und nehme Images wahr! Dieser Imperativ zieht sich durch alle Bereiche und Ebenen der Gesellschaft. Alle handeln danach: Individuen, Unternehmen, Nationen, … und eben auch Künstler.
Wenn nun “Image!” der Imperativ ist, dann ist Branding, also strategisches Image Management, das Paradigma – das Muster, das sich durch alles zieht.