Reality Hack – Blitz-Branding mit dem Image Fulgurator
September 10th, 2008 by Evelyn
Fotos halten die Wirklichkeit fest und dienen der (persönlichen) Erinnerung? Ahwah!
Blitzartig und subtil hackt sich Julius von Bismarcks Image Fulgurator (Goldene Nica auf der Ars Electronica 2008/”Interactive Art”) in die Aufnahme, manipuliert und branded Foto, Motiv oder festgehaltenes Ereignis mit Symbolen und Sätzen, etc., die einen an der eigenen Wahrnehmung der Realität zweifeln lassen, aber auch (und vor allem) zum Nachdenken bringen sollen.
Der Image Fulgurator ist ein Apparat zur minimal-invasiven Manipulation von Fotografien mit einer simplen Funktionsweise: Ein Sensor registriert, wenn ein Blitzlicht ausgelöst wird und projiziert dann für den Bruchteil einer Sekunde ein beliebiges Bild auf das Fotomotiv. Der Image Fulgurator besteht aus einer herkömmlichen Spiegelreflexkamera und einem Blitzgerät (eine digitale Variante des Bildstörers ist in Arbeit). Das zu projizierende Motiv befindet sich auf einem entwickelten Diafilm in der Kamera. Als “Projektionslampe” wird ein Blitzgerät verwendet, das hinter der Kamera montiert ist.
In einem Video auf Bismarcks Website ist die Funktionsweise des Fulgurators in der Praxis zu sehen. Am Checkpoint Charlie in Berlin wird die Apparatur eingesetzt, um auf das berühmte Schild “You are entering the American Sector” den Satz “Hundreds of people died last year by trying this at the US-Mexico border” zu projizieren – ganz zur Verunsicherung zahlreicher Touristen, die das geschichtsträchtige Schild (mit Blitz) fotografiert haben und danach ungläubig auf ihre Kameradisplays starren.
Zur Beruhigung: Julius von Bismarck, der an der Berliner Universität der Künste studiert, hat seine Erfindung bereits als Patent eingereicht hat, um zu verhindern, dass Unternehmen den Fulgurator für Werbezwecke einsetzen, siehe John Carpenters Film “They Live” (->Post von Fabio hier weiter unten).
Eine gruselige Vorstellung, plötzlich und ungewollt meine Fotos mit Werbung und Logos von Markenfirmen gebranded zu sehen. Und noch schlimmer, selbst beim Fotografieren nicht mehr davor sicher zu sein…