Archive for March, 2009

DIE ZEIT Attac Fake

Nach der NY-Times verbreitet jetzt eine gefälschte Ausgabe der ZEIT die Vision der Welt wie sie sein könnte (eine Aktion von Attac). Alles was man hierzu wissen muss steht schon wunderbar zusammengefasst im TAZ-Artikel »Eine “Zeit”, die ihrer Zeit voraus ist«.

Hier nur ein paar Ausschnitte:

“Wir wollen mit dieser Zeitung eine Zukunft beschreiben, die möglich ist”, sagt Fabian Scheidler von Attac: “Die Welt könnte anders aussehen. Es gibt andere Möglichkeiten als die, die uns von der etablierten Politik immer vorgegeben werden.”

Die Regierung will eine Energiewende-Agentur gründen, um für immer von von Atom und Kohle Abschied zu nehmen. Die Automobilindustrie wird wegen ihrer aggressiven Vermarktung umweltfeindlicher Autos für das Schmelzen eines Gletschers in Nepal verantwortlich gemacht und zu 1,5 Milliarden Dollar Schadensersatz verurteilt. Gentechnische Manipulation von Pflanzen ist kein Thema mehr, auch die Massentierhaltung wird abgeschafft, der Afghanistankrieg ist vorbei, Lobbyismus per Gesetz beschränkt.

Die Gruppe [ die YES MEN ] ist zu einer Institution geworden, eine politische Agenda haben die Yes Men aber nach wie vor nicht.

Und genau das ist das Problem, sagt der Kommunikations- und Medienwissenschaftler Marcus S. Kleiner von der Universität Siegen. Eine derartige Kommunikationsguerilla sei nur effektiv, wenn die Veranstalter ausreichend legitimiert seien. Dafür müsse es handfeste politische Inhalte geben, die beispielsweise hinter einer gefälschten Zeitung stehen würden.

“Bei den Yes Men überwiegt der Aha-Effekt,” sagt Kleiner. Die Aktion sei nicht mehr Mittel, sondern Zweck. Weil die Medien nur noch über die Yes Men berichten würden, gingen die Inhalte unter. Dazu bemängelt Kleiner, dass die Yes Men eine Stellvertreterschaft für die Gesellschaft übernehmen würden, die ihnen teilweise nicht zustände.

Für Attac sieht Kleiner dagegen gute Chancen, mit der gefälschten Zeit die gesellschaftliche Diskussion zu Attac-spezifischen Themen zu befeuern. Denn Attac habe ein Bildungssystem innerhalb der Organisation, habe ein klar formuliertes Programm und sei langfristig orientiert. Deshalb werde Attac ernst genommen und könne Expertise in den angesprochenen Themenbereichen aufweisen.

Ich finde es wunderbar, daß Attac hiermit endlich effektiv versucht Aufmerksamkeit für “ihre” Themen und Argumente auf eine Weise zu gewinnen, die möglicherweise auch ein Publikum anspricht, das nicht ohnehin bereits mit Attac und deren Ansätzen sympathisiert (“Aufklärung für Aufgeklärte”). Ich bin gespannt, ob sich Kleiner’s Einschätzung bewahrheitet und die Aktion eine Diskussion der Themen und Argumente beflügelt (und nicht “nur” ein Strohfeuer der Aufmerksamkeit entzündet, ob des frechen Streiches).

Haushalt

sambini domestic wall

sambini domestic wall crop 1

sambini domestic wall crop 2

Eine ebenso banale wie faszinierende Wand von Allesandro Sambini. Hier reinzoomen und scrollen (obacht Rießenbild = 50 MB! Laden Lohnt sich!).

Ein paar Fragen und Anmerkungen zur Arbeit (via chat am 21.3.2009)

Kris Krois [11:51]

fa piacere sempliciamente navigare / “scrollare” nel imagine.

is there some concept / general idea / method / … behind?

Alessandro Sambini [11:52]

ja

The idea is fully connected with the broader project I am carring on the Domestic Workers and the idea of domestic space. I am dealing with the issue of clash between foreigners inside the private spac of the house.

And the objects, are one of the charactes of this story. Very cheap objects, mass produced. A symptom of the global economy, associated with the idea of Good Life,

they become objects and weapons, a treasure to be protected by the outsiders. a system of coordinates that reveals the map of the domestic space

and a map of actions, behaviour strictly connected with the experiencing and consumption and developing of a Good Life.

Kris Krois [11:58]

gut. But i only do not really understand the topic “Domestic Workers”

do you mean domestic workers in this way: en.wikipedia.org/wiki/Domestic_worker ?

 

Alessandro Sambini [11:59]

yeah, but focused on the Philippines and Honk Kong. As well as japan, Malaisya, Cambogia… over there,

I am interested in the relation between the global scale and the micro private level, and I think that the servant problem is a nice place to focus. I’lll show you as soon as I produce something!

geschmacklos schlecht

Der Trinkjoghurt Actimel von Danone hat den “Goldenen Windbeutel 2009” für die “dreisteste Werbelüge des Jahres” erhalten. Geschmeichelt war der Konzern allerdings nicht: Er verweigerte die Annahme des Preises.

aus »Actimel bekommt Auszeichnung für “dreisteste Werbelüge”« auf Spiegel.de

active ettikettenschwindel

Foodwatch verleiht besagten Preis und präsentiert mit einer interaktiven Grafik knapp die wichtigsten Argumente. Foodwatch zeigt damit, was jeder weiss: Werbung lügt und täuscht.

Als Gegenmittel verschreiben sie Transparenz, die u.a. durch eine Pflicht zur übersichtlichen Kennzeichnung, wie die sogenannte Ampelkennzeichnung, gewährleitet wäre. Doch dagegen wehrt sich Danone. An Stelle dessen verweist Danone lieber auf “30 wissenschaftliche Studien”.

danone_actimel-classic.jpg

Unter den weiteren Gewinnern befindet sich der “Biene Maja”-Kinderdrink von Bauer und weitere wunderbare Nahrungsmittel, die so tun als seien sie lustig und gesund. Gehirnwäsche durch den Magen.

NACHTRAG 22.3.:

Das Actimel-Fläschlein trägt stolz das Öko-Test-Label “gut”. Es scheint alles alles in Ordnung mit dem Produkt, möchte man denken. Wieso das nicht so ist, berichtet der Foodwatch Newsletter. Eine knappe Zusammenfassung gibt auf Sound of Sirens unter Actimel und Öko-Test.

peace on terror

peace on terror

geschmacklos gut

amok_ankuendigung_BILD

.

Da muss die Bild einschreiten.

Das Original gibt’s bei titanic-magazin.de als PDF (zu jedem Amok-Lauf bereit – nicht erst seit Winnenden). Und ja, es ist in Anbetracht der jüngsten Tragödie geschmacklos – aber wenigstens offen und ehrlich geschmacklos (will gar nix anderes sein!). Nicht versteckt geschmacklos, wie der weit verbreitete Betroffenheits-, Voyeurs- und Ablenkungsjournalismus.

Hype & Attention

Mitmachen!!!

Die Zeit drängt: Bereits im April soll die Aussaat des

Gen-Mais MON810 beginnen, der einzigen bisher bei uns

kommerziell angebauten Gentechnik-Pflanze. Jetzt muss

Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner für ein sofortiges

Verbot von MON810 sorgen und damit die Aussaat des Gen-Mais

verhindern.

Das Online-Netzwerk Campact hat gemeinsam mit einem breiten

Bündnis aus Umwelt-, Bio- und Imkerverbänden eine dringende

Online-Aktion an die Ministerin gestartet.

Fordere von Ilse Aigner ein Verbot des Gen-Mais MON810:

www.campact.de/gentec/sn3/signer

Kapitalismus am Ende?

… wohl kaum, obwohl eine noch viel drastischere Krise nicht unwahrscheinlich ist. Allerdings kann auch nach einer Hyperinflation und einem zeitweilig totalem Zusammenbruch der Kapitalismus neu starten – mit neuen Regeln. Wie diese aussehen sollten und wie darauf am besten strategisch hinarbeitet werden kann, würde mich sehr interessieren.

Finanzkrise, Wirtschaftskrise, Energiekrise, Umweltkrise. Schafft der Kapitalismus sich selbst ab? Mit dem größten Crash an den Finanzmärkten seit der Weltwirtschaftskrise 1929 ist das Modell des Finanzmarktkapitalismus kollabiert. Die Weltwirtschaft rutscht in die Rezession. 3,1 Milliarden Menschen leben in Armut, davon 1,4 Milliarden unterhalb der absoluten Armutsgrenze. Die Klimaerwärmung beschleunigt sich, die fossilen Energien werden knapp.

Immer mehr Menschen reiben sich die Augen und fragen, ob ein Wirtschaftssystem, das solche katastrophalen Krisen hervorbringt, wirklich „das Ende der Geschichte” sein kann. Es ist an der Zeit, über den Kapitalismus zu reden – und vor allem über Alternativen.

Der Attac Kongress vom 6. bis 8. März 2009 in Berlin

NACHTRAG: Die Video-Zusammenfassung des Kongresses

… und im Mai erscheint das Buch zum Thema:

Robert Brenner / Daniela Dahn /

Friedhelm Hengsbach / Saskia Sassen u.a.

Kapitalismus am Ende?

attac: Analysen und Alternativen

240 Seiten (Mai 2009)

EUR 14.80 sFr 26.00

ISBN 978-3-89965-350-2