Archive for December, 2009

Auto – von Arbeit bis Image

Autostatd vs. Stadt ohne Autos

In dem Artikel “Abgesang aufs Auto” fasst Birgit Gärtner auf telepolis die Veranstaltung “Auswirkung einer Einführung von Elektrofahrzeugen auf die Klimagasemissionen und die Konsequenzen für die Autoindustrie” zusammen. Es werden treffende Frage zum Thema Auto, Umwelt und Arbeit gestellt und “Lösungsansätze” angerissen. Hier ein paar wenige Fragmente:

Fazit der Veranstaltung: Der Privat-PKW ist passé, die ökonomische Krise kann nur durch gesellschaftlich notwendige und umweltfreundliche Produktion gelöst werden.

“Wir brauchen gesellschaftlich notwendige und nützliche Beschäftigung, die Autoproduktion gehört definitiv nicht dazu.” [sagt Uwe Fritsch, Vorsitzender des Betriebsrats von VW-Braunschweig]. Das in den Köpfen der Beschäftigten zu verankern, sei in einem Land, in dem das Auto das “zweite Wohnzimmer” sei, allerdings nicht so einfach.

Der VW-Betriebsrat hat durchgesetzt, das ein Promille des Gesamtumsatzes in alternative Produktionskonzepte investiert werden müssen. “Das sind bei VW immerhin 100 Millionen Euro pro Jahr”, so Fritsch. Das Werk in Braunschweig kooperiere mit dem Stromanbieter Lichtblick, dessen Blockheizkraftwerke bei VW gebaut würden. …

Die Köpfe der Leute benennt Fritsch als ein wesentliches Problem. Dem Auto zu entsagen ist schwierig in einer Auto-Kultur, die immerzu genährt wird von immensen Budgets für Marketing-Kommunikation der Automobilindustrie. Kommunikativ ist diese ja sehr anpassungsfähig und arbeitet an “grün-nachhaltigen” Images. Klar, die gilt es zu enttarnen, wenn sie nicht mit den Fakten übereinstimmen, aber Kritik alleine ist zu wenig. Es gilt “autofreie Lebensweisen” attraktiv darzustellen und Images zu aufzubauen, die für diese “neue Wirklichkeit” stehen. Die entsprechenden Bilder und Botschaften müssten entsprechend verbreitet werden. Auch hierfür würde “ein Promille des Gesamtumsatzes” schon einiges Bewegen können (an Budget zur Kreation und Verbreitung ebensolcher Images). Wie kommen wir zu einer ausgewogeneren Präsenz von Themen und Images? Zu mehr Kommunikation von Anliegen und Aussagen hinter denen nicht primär Interessen und Budgets der Industrie stehen?

Platzbedarf: Auto vs. Bus

Die Bilder stammen von der Web-Site Autofreie Stadt (Danke für die Leihgabe!) von den Beiträgen “Europäische Kommission: Straßen Wieder für Menschen nutzbar machen” (zur Studie “Reclaiming city streets for people” der EU-Kommision) und “Interview mit Hermann Knoflacher” (ein Hinweis auf ein Interview mit dem autokritischen Verkehrsforscher in der Zeit). Weitere relevante Beiträge zum Thema finden sich auch im Magazin von fairkehr. In welche Richtung es (ohne Auto) gehen könnte deutet ein ein Beitrag über eine Volksinitiative in der Schweiz an, die “verlangt, dass viermal pro Jahr alle Straßen und Plätze nicht für Autos, sondern für autofreie Mobilität, für ‘Lifestyle’ zur Verfügung stehen.”* Ja, ein Lifestyle sollte es werden, es darf Spaß machen und soll als Bereicherung empfunden werden, nicht als bitterer Verzicht – denn mit Verzicht lässt sich nichts gewinnen, zumindest nicht “die” öffentliche Meinung. So was lifestyliges wie “LOHAS” (bloß ohne Auto und für die Massen) müsste daraus werden, aus der Idee der autofreien Gesellschaft, damit diese Realität werden kann. Wie wär’s mit “FAQL” (Fresh Air and Quality of Life) oder Lifestyle of Fresh Air (LOFA) – naja, da darf noch gebrainstormt werden ;-)

… und wer sich noch an die autofreien Sonntage in den 70ern erinnert, weiß wie toll es war auf der Autobahn Rollschuh zu fahren (derlei tief sitzende positive Erinnerungen an ein kindliches Vergnügen würde ich nutzen, wenn es darum ginge ein positives “autofrei-Image” aufzubauen).

* Ergebnis der Volksabstimmung vom 18.5.2003: 62.4% dagegen, 37.6 für autofreie Tage (Beteiligung 49.8% / Quelle). Wäre interessant zu erfahren, wie hier und heute eine solche Abstimmung ausfallen würde. Zumindest regional sollten autofreie Tage attraktiv vermittelt werden können à la “München feiert den Sommer – ohne Autos und draussen”. Dabei würden wieder wunderbar autofreie Assoziationen in die Köpfe der Menschen gelangen…. und nach und nach fügt sich das Image vom autofreier Freude und Lebensqualität.

Aktion auf Verkehrsinsel

… so weit ein paar bruchstückhafte Ansätze. Fortsetzung folgt.