Was sagt uns das?
January 13th, 2010 by Kris
H&M zerstört unverkäufliche Produkte, anstatt diese zu spenden
aus dem Artikel “Modemüll” in der TAZ vom 12.1.2010
“Die Demokratisierung des Luxus durch H&M” hat ihren Preis. Dabei ist man sich bei H&M des Image-Mehrwertes von “Sozialer Verantwortung” (CSR) und “BIO” bewusst. Ob die entsprechenden Maßnahmen nun ausschließlich aus Image-Gründen getroffen und kommuniziert werden oder aber aus tatsächlicher Vernunft und Menschenliebe ist von außen schwer zu beurteilen. Aktionen wie die von der TAZ aufgeführte sind ein Zeichen dafür, daß es der Konzern nicht wirklich gut meint, sondern vor allem gut dastehen möchte. Dafür sprechen auch auftretende Widersprüche, wie die banale Tatsache, daß Bio-Baumwolle im Angebot offensichtlich nur einen unbedeutenden Anteil einnimmt und daß die sozialen Bedingungen der Produktion auch nicht immer so astrein, wie proklamiert zu sein scheinen. Siehe hierzu “H&M Fabriken brennen in Bangladesh” auf sum1 oder die oder alles zum tag “HM” auf auf Konsumsumpf.
Mehr zum Thema “Kritischer Konsum” zum hören: “Ethischer Konsum, oder: Kann man sich eine bessere Welt kaufen? vom 12.07.2009” – eine Sendung des Zündfunk Generator, der als Podcast abonniert werden kann.
Und grad’ flattert noch was rein, was ebenfalls hier rein passt:
“Konsum hat sich seit 1960 versechsfacht“:
[Es] müsse im Kampf gegen Klimawandel und Umweltzerstörung in Zukunft deutlich werden, dass Kaufen nicht zu Glück, Zufriedenheit und gesellschaftliche Akzeptanz führe, heißt es in einem am Dienstag in Washington veröffentlichten Bericht der US-amerikanischen Umweltinstitutes.
eh klar, kann aber nicht oft genug gesagt werden. Noch ein paar prägnate Fakten:
2006 habe die Menschheit für Waren und Dienstleistungen 30,5 Billionen Dollar ausgegeben, 28 Prozent mehr als 1996 und sechsmal so viel wie 1960. Die Weltbevölkerung sei seit 1960 aber nur um das 2,2-fache gestiegen. …
Und ein Wandel ist nicht in Sicht: Der Bundesverband Großhandel, Außenhandel und Dienstleistungen (BGA) hat heute in Berlin “Zuversicht” verbreitet: Nach dem Geschäftseinbruch von 15 Prozent im vergangen Jahr erwarten Großhandel und Dienstleister für 2010 wieder deutliche Umsatzsteigerungen. …
Angetrieben werde das unverantwortliche Kaufverhalten von massiven Werbeschlachten der Wirtschaft: 2008 hätten Unternehmen weltweit 643 Milliarden Dollar für Kampagnen ausgegeben. In China und Indien steigen den Angaben zufolge die Ausgaben für Werbung jährlich um mehr als zehn Prozent. …
Als Beispiel für die Wirksamkeit der Reklame* nennt der Bericht den Verkauf von Trinkwasser in Flaschen: 2008 wurden 241 Milliarden Liter verkauft, doppelt so viele wie 2000. Auch die Hersteller für Haustierbedarf und -futter lassen sich ihre Werbung viel kosten: 300 Millionen Dollar geben sie in den USA pro Jahr aus, um ihre Produkte anzupreisen. Zwei Schäferhunde verbrauchten dort so viel Ressourcen wie ein durchschnittlicher Bürger im asiatischen Bangladesch.
mehr im Artikel auf wir-klimaretter.de.
* Reklame ist da wohl der falsche Ausdruck. Branding und Marketing-Kommunikation wären passender, denn wer glaubt in 2010 schon noch der Reklame – ist auch gar nicht nötig, wo Marketing-Kommunikation und Branding ohnehin so ziemlich alles durchziehen (oftmals subtil und quasi unbemerkt).
danke für den hinweis auf sum1. aber eine sache habt ihr falsch da stehen: konsum “versechsfacht” kann nicht sein, weil der dollar seit 1960 erheblich an wert verloren hat durch inflation. vielleicht eher “nur” verdreifacht.
h&m ist echt ein problem. die berichte über brennende fabriken in bangladesh haben mich besonders erschüttert weil ich pullis von h&m mit “made in bangladesh” besitze.
die gehen aber auch recht schnell kaputt. fair trade sachen halten da sicher länger.
Hallo sum1,
ich muss zugeben, diesen Satz ungeprüft aus dem Artikel von wir-klimaretter.de übernommen zu haben. Danke für den Hinweis. Jetzt habe ich in der Studie “State of the World 2010” des Worldwatch-Institute selbst nachgelesen. Dort steht auf S. 14 in der PDF-Preview-Version:
“Consumption has grown dramatically over the past five decades, up 28 percent from the $23.9 trillion spent in 1996 and up sixfold from the $4.9 trillion spent in 1960 (in 2008 dollars).”
Der Text zur Fussnote 3, die hier angeführt wird, ist leider nicht im PDF, weil dort der gesamte Teil “Notes” fehlt. Die vollständige Version der Studie liegt mir leider nicht vor. Im PDF ist kein Hinweis auf eine Inflationsbereinigung zu finden. Mag sein, daß Du recht hast. Es wäre allerdings noch genauer zu recherchieren, um sicher zu sein. Für kompetente Hinweise bin ich dankbar, denn mir fehlt gerade die Zeit dem weiter nachzugehen.
Im nächsten Absatz wird die Entwicklung des Resourcenverbrauches beleuchet:
“Between 1950 and 2005, for example, metals production grew sixfold, oil consumption eightfold, and natural gas consumption 14-fold. In total, 60 billion tons of resources are now extracted annually—about 50 percent more than just 30 years ago.”
Zumindest hier spielt Inflation keine Rolle.