Der “Fleischatlas”, herausgegeben von der Heinrich-Böll-Stiftung, Le Monde Diplomatique und dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) zeigt in Texten und Grafiken die globalen Zusammenhänge der Fleischerzeugung. Daten und Fakten sprechen für sich bzw. gegen Fleischkonsum und der damit zusammenhängende Ausbeutung. Die komplette Publikation als PDF.
Auch Würstel sind aus Fleisch und Fleisch sind tote Tiere, die während sie bis zum gewaltsamen Tod ihr Dasein in einem Schweine-KZ fristen und dabei Kraftfutter fressen, für dessen Produktion der Regenwald geholzt wird und eine Menge Menschen ausgebeutet werden.
Branded ist ein modernes Märchen, in dem reale Phänomene und Mechanismen des Markensystems verarbeitet werden, teils in wortwörtlich monströsen Metaphern. Zugrunde liegt eine fundamentale Branding-Kritik:
“It’s all the Brands, it’s the System, it’s an occupation […] It used to be that Brands were formed from peoples desires. Now it is the people that are formed according to the desires of the brands” spricht der Held.
Er sieht wie Brand-Images die Welt und das Bewusstsein der Menschen kolonialisieren – sie schaffen Sehnsüchte und beeinflussen das Handeln jedes einzelnen Menschen und sie lenken den kulturellen Drift.
Nicht einzelne Marken werden kritisiert, sondern das Paradigma Branding und die Kraft mit der es individuelle und kollektive Vorstellungen etabliert. Aus dem massenhaften Wahrnehmen, Nachahmen und Weitergeben von Markenbotschaften und -Bildern steigen Monster hervor.
Der Trick des Helden besteht darin diese Monster dazu zu bringen sich gegenseitig zu zerfleischen. Dies passiert im Luftraum über den Köpfen der Konsumenten, wo die Monster ein Eigenleben zu führen scheinen, doch geschaffen und genährt werden die Monster durch die unzähligen Marken-Kommunikationen und durch die Handlungen der Konsumenten, die diese reproduzieren. Erst wenn diese durch ihr Verhalten den Marken-Botschaften folgen, erwachsen die Marken-Monster. Sie sind abhängig von den Menschen, die sie ernähren.
Die Konstruktion in zwei Ebenen, am Boden die Menschen und ihre Kommunikationen, und über den Köpfen die Monster, die von ihnen geschaffen werden, hat parallelen zum Image-Modell* von Alexander Hatzhold und mir. In diesem sind es die “Images”, die wie Wolken im Himmel schweben.
Sie werden geschaffen, wenn ähnliche Artikulationen (Bilder, Botschaften, Gesten, etc.) einer Marke im Netzwerk der Kommunikationen massenhaft reproduziert werden und sich darin stabilisieren. Dann entsteht eine Image Wolke, auf die ein jeder die vielfach wahrgenommenen Eigenschaften einer Marke quasi projiziert – und es erscheint so als gäbe es da draußen ein gefestigtes Image, dem jeder die Eigenschaften zuschreiben kann, von denen er weiss, dass die viele sie kennen (da sie ja vielfach zu sehen sind). All dies kann hier nur angerissen werden. Die Grafiken bedürften einer Erklärung, aber auch ohne eine solche mögen sie ein Ahnung geben.
Als Film ist Branded irritierend, weil er recht wild die Mittel mehrerer Genres vermischt und gleichzeitig versucht Hollywood-artige Unterhaltung zu liefern, was nicht ganz gelingt, da die hohen Produktionsstandards von Hollywood-Knallern nicht erreicht werden. Vor allem aber liefert sich “Branded” der Kritik aus, weil die besagte Vermischung Erwartungen und Lesegewohnheiten bricht.
Mich stört all dies nicht. Ich fand das wilde und wirre Durcheinander anregend und die nicht ganz perfekten, aber treffenden Bilder und Effekte in ihrem zusammenwirken originell. Branded ist als ernstes Comic zu lesen, nicht als komische Satire. Im Comic ist alles möglich. Es darf überzeichnet werden und dennoch kann sich alles sich auf einer ernsthaften Basis bewegen ohne notwendigerweise lustig sein zu müssen.
Vor allem aber kenne ich keinen Spielfilm der unsere Brave New Brand World so treffend als ein destruktives System darstellt, als eine systemische Verschwörung. Vor allem aber kenne ich keinen Spielfilm der unsere Brave New Brand World so treffend als ein destruktives System darstellt, als eine systemische Verschwörung. Logorama ist dagegen nur ein harmloser wenn auch exzellent gemachter Gimmick. Während William Gibson’s Roman Mustererkennung ebenfalls eine hypersensible Heldin als Markengenie präsentiert und mit ihr eine spannende Geschichte erzählt, die aber weniger Branding-Realität von heute auf den Punkt bringt. Branded zielt auf Muster der alten Massenmedien ab. Doch so bleibt noch Platz für eine zweite Folge, in der Branding mit und in Social Media und Big Data spielt, was man ohnehin noch nicht so richtig zu fassen kriegt.
Der gewalttätige Aufstand gegen die Protagonisten des Systems am Ende des Films entspricht der klassischen Dramaturgie, doch eigentlich wäre es ausreichend, wenn die Menschen Marken nicht mehr wichtig nähmen und ihnen einfach nicht mehr folgten. Den Marken-Monstern würde ebenso wie unseren Image-Wolken die Luft ausgehen. Wie schlaffe Luftballons würden sie zu Boden sinken und mit den schwindenden Erinnerungen in den Köpfen der Menschen verrotten. Der Film hingegen setzt mehr auf Muster tradierter Helden-Geschichten, derer sich auch die Marken gerne bedienen, und spielt auf der Klaviatur des “Spektakels”, dessen Herrschaft er damit stärkt. Aber wer möchte schon ein Ende wie ein stilles dahinschwinden haben? Ich. Denn ein spektakulärer Kampf erzeugt nur wieder neue Monster / Images.
Update:
It might not be fair trade, but at least a bit more ecological: The computer of iameco
“… the PC is the first of its class to receive the EU Ecolabel. Producing about 70% less CO2 than conventional computers and made of a majority of recyclable materials” writes Morgana Matus on inhabitat.com.
“Iameco Green Computers Have a Lesson or Two for Apple” is the title of the article by Mark Smith on triplepundit.com. I think we need again make pressure on Apple, like in the campaign “green my apple”
Orientierung und Kritik – alles auf einer Karte (zu einem Vortrag von Matthew Taylor, gezeichnet und animiert von cognitive media):
@ Alex: danke für den Link
In dem Zusammenhang ist auch die Umfrage der FTD unter 1100 deutschen Ökonomen interessant – nicht so witzig und nicht ganz so fundamental in der Kritik, aber dennoch überraschend linkslastig. Hier ein paar Worte aus der Zusammenfassung:
Weil sie die Finanzkrise nicht ahnten, müssen sie viel Spott einstecken. Welche Lehren ziehen Deutschlands Ökonomen daraus? Was empfehlen sie jetzt? Mehr als 1100 Experten haben auf die große Umfrage der FTD in Kooperation mit dem Verein für Socialpolitik geantwortet.
Deutschlands Durchschnittsökonom wählt Grün oder Gelb, findet den alten Briten John Maynard Keynes am wichtigsten, zweifelt an der Schuldenbremse und hält eine Steuerreform für relativ bis sehr wichtig.
Antworten, aus denen […] eins […] durchschimmert: wie sehr die Zunft von der Krise gepackt ist – und wie sehr sie um neue Antworten auf wirtschaftspolitische Probleme ringt.
[…] Zu den größten Aufsteigern zählen auf der Bedeutungsskala auch die Nobelpreisträger Paul Krugman, Joseph Stiglitz und George Akerlof
weiter auf FTD.de. In der gedruckten Ausgabe vom 25.7. sind die Ergebnisse infografisch ansprechend dargestellt. Schade, daß dies nicht auf der Web Site so zu sehen ist.
Nicht ganz so umfassend und ‘punchy” ist der “Der Klimafilm” “Unsere Kleine Welt” von drei Kommunikationdesignstudenten der FH-Augsburg – dafür schräger und in jedem Fall ein informatives Vergnügen:
Have you ever wondered what an hour’s worth of paper grocery store bag usage looks like in America? Answer: like a forest.
Chris Jordan macht das unfassbare sichtbar. Die gigantischen Zahlen, mit denen der Abfall unseres Konsums taxiert wird, sind unbegreiflich. Chris Jordan stellt sie in atemberaubenden Bildern dar.
Ich zeige diese zweite Video wegen der beeindruckenden Bilder von Albertross-Skelleten mit Plastik-Müll. Ich teile nicht den Glauben des Vortragenden in Gefühle (das müsste man schon sehr differenzieren und selbst dann wäre es schwierig). Denn wie uns Colbert zeigt, wird oft genug eine Pseudo-Agumentation auf Glauben und Gefühlen aufgebaut, um damit sehr gefährliche Angelegenheiten zu propagieren.
According to Wikipedia, “Truthiness is a humorous term coined by Stephen Colbert in reference to the quality by which a person claims to know something intuitively, instinctively, or from the gut without regard to evidence, logic, or intellectual examination.
Solch einfache Mittel machen doch einiges klar und ziehen verzerrte Realitäten wieder glatt, wie auch die exzellente “Image vs. Facts“-Grafik aus der Arbeit “reality checking device” von Susanna Hertrich.
Kunststoffe können bis zu 500 Jahre in Böden und Gewässern überdauern und mit ihren unbekannten Zusatzstoffen unser Hormonsystem schädigen. Wussten Sie, dass Sie Plastik im Blut haben?
Regisseur Werner Boote zeigt in seinem investigativen Kinodokumentarfilm, dass Plastik zu einer globalen Bedrohung geworden ist. Er stellt Fragen, die uns alle angehen: Warum ändern wir unser Konsumverhalten nicht? Warum reagiert die Industrie nicht auf die Gefahren? Wer ist verantwortlich für die Müllberge in Wüsten und Meeren? Wer gewinnt dabei? Und wer verliert?
Das ist ernst und hört sich auch so an. Der Film enthält aber auch einige sehr witzige Szenen, die das Absurde unsres Planet Plastic rüberbringen.