Für mein Buch De-Branding suche ich Fotos. Welche und wozu versuche ich im folgenden kurz zu skizzieren. Doch zunächst ein paar Worte zu De-Branding, Branding und dem Buch.

De-Branding

“Images” sind kollektive Vorstellungen zu Produkten, Unternehmen, Ländern, Persönlichkeiten und allem Möglichen. Branding ist der Versuch diese Vorstellungen strategisch zu erzeugen und zu verändern. Allerlei Mittel dienen diesem Zweck – offensichtliche, wie Werbung und Sponsoring, sowie verborgene, wie “Product Placement” und “Advertorials”. Alles wird ‘gebrandet’: die Persönlichkeit, das Produkt, das Unternehmen und die Nation. Strategisches “Image Management” ist ein Paradigma. Omnipräsent und selbstverständlich.

De-Branding möchte dies bewusst machen – in Kritik und kreativer Praxis.

Das Buch

Mit dem Buch versuche ich das Thema De-Branding anschaulich und weitgreifend zu umreissen. Die Rolle von “Branding heute” wird analysiert. Kritische, subversive und kreative Auseinandersetzungen werden dargestellt. Aus Kritik werden Handlungsmöglichkeiten. Möglichkeiten des De-Branding werden anhand unterschiedlichster Arbeiten vorgestellt (von kleinen persönlichen Experimenten bis zu groß angelegten und öffentlichkeitswirksamen Aktionen).

Das Zusammenwirken von Text, Typografie, Diagrammen und Fotografie soll die vielschichtigen Aspekte deutlich machen und Einstiegspunkte in das komplexe Thema bieten.

Fotografische Beobachtungen: Lebenswelten von Marken

Branding durchdringt alle Bereiche des Lebens. Menschen interagieren mit Marken. Menschen kommunizieren Mittels der Verwendung von Marken (bewusst und vor allem unbewusst). Die Phänomenologie dieses Spiels ist vielfältig. Es findet überall statt: im Badezimmer, in den Medien, in sozialen Netzwerken jeder Art, in der Schule, im Nachtleben, in Subkulturen, in öffentlichen Verkehrsmitteln, im Sport, in der Kunst und überall, wo moderne Menschen interagieren.

Branding ist derart omnipräsent, daß es als selbstverständlicher Teil der Welt und des Lebens wahrgenommen wird. Es ist normal. Real. Fotografie kann dies bewusst machen. Abgelichtet werden Marken-Phänomene im Alltag. Sie werden neu erkennbar.

Jeder Fotograf sucht sich seinen Blickwinkel und seinen Bereich der Beobachtung. Parameter: wenig Inszenierung, viel Authentizität. Die Wahl des Blickes, der Zeit und des Kontextes sind die Inszenierung. Die Bilder sollen einen klaren lebensweltlichen Bezug haben – Marken im echten Leben. Gerade durch diese Erdung im Alltag werden Zusammenhänge zwischen Identitäten von Marken und Menschen deutlich, werden Übereinstimmungen und Widersprüche sichtbar.

Die fotografischen Beiträge

Eigenständige fotografische Arbeiten sollen ein Gegengewicht zu den teilweise abstrakt wirkenden Diskursen sein. Sie bilden den Rückbezug zur Wirklichkeit, wie wir sie kennen und gleichzeitig bieten sie für die Leser/Betrachter eine Gelegenheit diese zu reflektieren.

Wie viele Bilder jeder Fotograf beiträgt ist nicht definiert. Ein gutes Bild ist ebenso willkommen, wie eine umfangreiche Fotostrecke.

Interesse und Fragen

kris@de-brand.net

Digitales Soma

Technology can be used to combat this dangerous new environment [natural disasters etc.] – but also to escape from it. We already use mobile devices to provide on-demand escapism, channeling movies, music, and other distractions.

In diesem Sinne präsentiert die Design-Firma frog das Konzept “A Digital Escape” – die high-tec-Version der sprichwörtlichen rosa Brille – macht sogar postapokalyptische Zustände ganz wunderbar (zumindest optisch und olfaktorisch) – wobei heute eigentlich von einer grünen Brille gesprochen werden müsste.

Die ernsthafte Art mit der die ernsthafte Design-Firma frog das Konzept präsentiert macht es spannend und mehrdeutig. frog ist bekannt dafür Design in großen Zusammenhängen zu denken. Sie sind allerdings bisher nicht dadurch aufgefallen besonders gesellschaftskritisch zu sein. Digital Escape verstehe ich dennoch als bitter-witzige Kritik – eine Übertreibung und ein krasses Zukunftsszenario, das die Augen öffnen soll für die Gegenwart. Zukunftsszenario als “soweit kann’s kommen”-Warnung und Übertreibung dessen was ohnehin stattfindet: Flucht in künstliche Welten. Welten die strategisch konstruiert werden, um von den dahinter liegenden Problemen abzulenken.

Dabei scheint frog im Großen und Ganzen durchaus an eine schöne neue Welt zu glauben, wie sich an ihrem Magazin Design Mind sehen lässt. Aber Widersprüche seien erlaubt! Wir leben alle mitten drin.

Was man mit Brillen so alles machen kann … darauf aufmerksam machen, daß die Welt schöngefärbt wird und dies immer toller wird … oder, daß man die unbewussten Botschaften einer schöngefärbten Welt entschlüsseln kann.

Was ziehst du an?Aus “Branding von Hochschulen” von Carsten Müller:

Was vor wenigen Jahren bei Naomi Klein in ihrem zum modernen Klassiker der globalisierungskritischen Bewegung gewordenen Buch „No Logo!“ noch wie Ge-schichten aus dem fernen Amerika klang, wird zunehmend Realität – auch an Hochschulen in Deutschland: „Das Branding des Lernens“.

Werbeslogan des „Campus Contest 2008“ ausgerichtet vom Modelabel s.Oliver: „Macht Eure Hochschule zur Arena of Sound“. Der Text wirbt mit den Aussagen: „Planen statt pauken, konzipieren statt repetieren, selber machen statt zuhören“.

Revolutionen: Die Selbstbemächtigung der 68er wird verdreht zur Aufforderung an einer Kampagne aktiv teilzunehmen – selbst eine Rolle zu spielen. Das klingt nach Befreiung, Selbstbestimmtheit und Eigeninitiative – alles alte 68er-Werte. Nur das heute die Rollen und die Eigeninitiative von Marketing-Kreativen vordefiniert werden. Die Freiheit besteht nun darin mitzuspielen oder eben nicht. Zwang gibt es keinen. Nur Täuschung. Diese Instant-Versionen von Freiheit & Co sind reine Suggestion und haben mit echter Selbstbestimmung nichts zu tun. Sie machen das Leben aber einfacher – bieten Orientierung und geben Anleitung – so geht das – selbst nachdenken und kreieren scheint auch viel zu schwierig in Anbetracht solch wunderbar vorverdauter Image- und Erlebnisangebote. Und wieso auch nicht? Party macht doch Spaß! Egal wer die Zeche zahlt.

Deichclash

Carsten Müller analysiert die markentechnische Eroberung des wilden Studentenlebens anhand seiner Erfahrungen mit der Kampagne „Campus Contest 2008“ vom Modelabel QS der Firma S.Oliver (Bernd Freier GmbH & Co. KG) . Sehr lesenswert >> zum Artikel auf den nachdenkseiten.

de-branding 68

Gestern sprach ich (geboren 1968) auf dem Symposium 1968 heute. Die anderen Vortragenden waren intellektuelle Alt-68er [1], die sich damals theoretisch kritisch mit “den Verhältnissen” auseinandersetzten und auch praktisch versuchten dies mehr oder weniger radikal zu leben. Heute haben sie sich im Kultur- und Bildungsbetrieb etabliert.

Die Ganze Veranstaltung und Diskussion war für mich zunächst ein unheimlich desillusionierendes und frustrierendes Erlebnis.

Da das Thema 1968 heute lautete, hatte ich erwartet, daß auch über das Heute gesprochen werden würde. Anstatt dessen wurden Situation(en) und Gemütslagen von damals geschildert und immer wieder darauf hingewiesen, dass man diese differenziert betrachten müsse. Different waren dann die persönlichen Erlebnisse und Anekdoten tatsächlich, die den Großteil der zur Verfügung stehenden Zeit einnahmen. Die Geschichten waren allesamt interessant – so interessant wie Opas Geschichten vom Krieg. Doch diese höre ich mir lieber bei ‘nem Glas Wein an und nicht auf einem vermeintlich spannenden Symposium.

Wieso könnte ein Symposium zu 68 heute überhaupt spannend sein?

Weil

a) das, was unter dem Label 68 subsumiert wird, zu kulturellen, gesellschaftlichen und ökonomischen Veränderungen geführt hat, die unsere Welt von heute prägen (wenn auch gänzlich anders, als die 68er sich das erhofft hatten)

b) seit 68 Kritik und Protest kaum mehr derart erfrischend formuliert und gelebt wurden, und die Verhältnisse in 2008 mindestens eben so viel davon vertragen könnten – nur eben anders. Denn einerseits sind die Verhältnisse heute Andere und anderseits haben mitunter die Utopien und das Engagement der 68er in das heutige Schlamassel geführt. Es geht nicht darum, ob und wie die 68er trotz bester Absichten am Heute Schuld sind, sondern was wir heute machen können, um aus dem Schlamassel rauszukommen.

c) es viel versprechend sein könnte die Kritik- und Utopie-Kompetenz von damals in das Heute zu transformieren – mit der Welt von heute zu konfrontieren – und daraus aktuelle Perspektiven der Kritik sowie Praktiken des Widerstandes und des Lebens zu entwickeln. Selbstverständlich nicht als eine Neuauflage von 68, sondern mit einem kritischen Blick auf das, was damals versucht, erreicht und eben auch nicht erreicht wurde.

Wahrscheinlich war es vollkommen naiv von mir irgendetwas dieser Art zu erwarten.

Dennoch hatte ich von Diskussionen vor Ort (auf dem Symposium und danach im Restaurant) mehr erwartet, als das, was mir die omnipräsenten 68er auf allen Kanälen vermitteln – nämlich wenig für heute Relevantes. An Stelle dessen: viele Anekdoten, mehr oder weniger intelligente Analysen von damals und davor (historisch) sowie wunderbar exotisch-unterhaltsame Dokumente einer vergangenen Zeit.

Wir müssen das jetzt wohl alleine machen [2].

Rat und Tat sind von den 68ern nicht zu erwarten – ausser frustriertes Gemoser über die jungen Leute, die nicht mehr zur Kritik fähig sind und überhaupt (darauf verzichte ich gern).

Da ist mir ja selbst die schamlose Instrumentalisierung von 68er-Images und -Styles lieber: Wildes Leben, Flower Power, Selbstverwirklichung, Freie Liebe, Protest und Revolution als sinnentleerte aber immer faszinierende Attitüden, die zur Image-Kontruktion von Brands verwendet werden. Diese Sachen machen irgendwie Spaß und gleichzeitig klar: diese Attitüden kann man für ernsthafte Anliegen (echten Protest, echte Kritik, echte Veränderung oder gar Revolution) nicht mehr verwenden. Lasst uns Spaß haben an dem Käse und ihn darüber hinaus nicht ernst nehmen. De-Branding möchte diese Haltung vermitteln – auf eine spaßige oder besser gesagt anschlussfähige Art und Weise. De-Branding möchte eine Brand-Mündigkeit. Deren (utopisches) Ziel ist die persönliche Identität frei von den strategischen Image-Anboten konstruieren zu können. Es geht aber nicht nur um den skeptischen Blick auf jedwede strategische Image-Konstruktion (=Branding). Es geht auch um den Blick dahinter. Um die wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Zusammenhänge, in denen unser Konsumleben und das Treiben von Unternehmen und Politik stattfindet. Es geht darum dahinter die Mechanismen von Ausbeutung zu erkennen und Möglichkeiten zu finden dagegen zu handeln.

Da diese Begegnung der dritten Art vorerst zu der gerade skizzierten Auseinandersetzung geführt hat, war sie doch nicht vergeblich, sondern eigentlich recht inspirierend. Ich hoffe dies geht auch den anderen Beteiligten so (denen, die dabei waren und allen Anderen) und würde mich freuen weiter zu streiten ;-) Nutzt die Kommentar-Funktion !-)

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Und da Bildchen immer gut kommen, hier noch ein bisschen Material aus meinem Vortrag (der ganz in 68er-Manier recht collage-artig war, was zugegebenermaßen an der zu knappen Vorbereitungszeit lag).

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UschiChanel

Vorder- und Rückseite des SZ-Magazins zum Thema 1968 (Heft #08 22.02.2008)

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DieselAction!

“Diesel Action!” Kampagne von Diesel, 2003

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Che Fussmatte gefunden und besprochen von Johann Grenzfurthner

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www.revolution.com

www.revolution.com

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[1] mit Ausnahme von Dr. Klaus Klemp, der 1968 erst 14 war. Er hat ohne viele Anekdoten und ohne Pathos phantastische Plakate aus der Zeit gezeigt und besprochen.

[2] Prof. Dr. Klaus Kreimeier hat dies als Resümee offen zugegeben. Ebenso sind Dr. Cora Stephan und auch Prof. Dr. Karin Wilhelm einigermaßen unverklärt mit ihrer 68er-Vergangenheit umgegangen. Beide haben ihr 68 kritisch reflektiert, können daraus aber keine Perspektiven für 2008 entwickeln und gestehen dies auch offen ein (wenigstens ehrlich).

Die Images von 1968

oder

Achtundsechzig als Marke

als Vortrag auf dem Symposium 68 heute an der FH-Würzburg.

“Das wilde Leben”, “Revolution” und “Freiheit” und die dazu gehörigen Bilder sind Images und Attitüden geworden, die für so ziemlich für alles verwendet werden, nur nicht im Sinne ihre eigentlichen Sinnes.

De-Branding spricht

auf dem Basics-Festival in Salzburg. Thema des Jahres: Guerilla. Zum Vortrag:

de-branding kreislauf

De-Branding – Kreislauf der Wandlungen von Images

Brandzeichen lassen sich nicht ausradieren. Man kann sie aber überlagern, sie verfremden oder ihnen andere Zeichen entgegen setzen. Man kann sich ihres Codes für eigene Zwecke bemächtigen. Man kann sie überhaupt erst als Brandzeichen entlarven und ihr Verhältnis zwischen KreatUR (dem Rindvieh), KreatEUR (dem Designer) und kreatOYER* (Ben Cartwright) erkennbar machen. De-Branding will diesen Kreislauf stören und damit bei allen Beteiligten neue kreative Prozesse hin zu einer neuen “Brand-Mündigkeit” (oder Brand-Müdigkeit?) anstoßen…

Zuvor spricht Marcus S. Kleiner über “Kommunikationsguerilla. Semiotischer Widerstand und kommunikative Militanz

Ausweitung der Markenzone

infringement series: microsoft

Aus den Infringement Series von Perry Hobermann.

Mehr zum Thema Inbesitznahme der Sprache mit den Mitteln des Markenrechts im Artikel Ich© liebe Dich® von Jörg Auf dem Hövel auf telepolis.de

Gesundheitsvorsorge 2.0

Das US-Unternehmen Medical Adoptions bietet einen wunderbaren Service. Adoptiere ein armes Kind und reserviere Dir damit die Option auf ein vollkompatibles und gesundes Organ – ganz nach Bedarf. Motto: Tue gutes und hilf Dir selbst.

Die Testimonials sprechen dafür:

“Even though I’m in good health, I have a number of health risks and can’t face the risks of long donor lists. My young son from Uzbekistan is smart, ambitious, loving, and young enough that I’m sure to be safe until he turns 18 in 2022.”

Micah J. – Medina, Washington

Das Ganze wirkt erschreckend real. Muss aber ein Hoax sein, oder? Wer dahinter steckt, weiss ich nicht und habe im Augenblick auch keine Zeit für tiefere Recherchen. Sieht sehr nach Yes Men aus. In einem Forum wird gemutmaßt, was das sein soll und man kann auch sehen, daß die Strategie “Aufmerksamkeit durch Fake und Provokation” aufgeht. Aber vielleicht ist die Realität mal wieder krasser als jeder Fake – – – wer weiss mehr?

In bessagtem Forum behauptet ein gewisser “Anonymous Coward” er wär’s gewesen und weisst gleich auf ein paar weiter ambivalente Site hin:

www.15yroldvirgin.com

www.puppyprofits.com

hmmmm?

(@ Klaus: danke für den verwirrenden Link ;)

ONE PAGE MAGAZINE

Vom Konzept her nicht ganz neu (siehe City Wipeout), aber diessmal aufs Medium Magazin appliziert, One Page Magazine ist ein Projekt von Joseph Ernst, der Gewinner des aktuellen Sticker Awards.

voguemag37.jpg

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