Der Idee Doktor Murkes* folgt Frank Bubenzer und sammelt Schweigen und andere unerhörte Momente aus dem Fernsehen. Im Ergebnis wesentlich erhabener als das ursprüngliche Rohmaterial TV.
* Doktor Murkes gesammeltes Schweigen ist eine Kurzgeschichte von Heinrich Böll. “Das titelgebende Hobby des Dr. Murke besteht darin, dass er aus Bändern herausgeschnittenes Schweigen sammelt, um es sich abends zur Erholung von der Hohlheit und Geschwätzigkeit des Mediums, also zur Seelenhygiene, vorzuspielen.” (wikipedia.de)
Mehr auf anmutige Medienverwurschtungen sind auf der Site von Frank Bubenzer zu finden.
Mir gefällt der pathetische Ton der Videos nicht, und auch nicht die typisch männliche Revolution!-Geste*, aber dennoch: die Botschaft und die Werte stimmen. Nach der Registrierung habe ich nicht sehr tief reingeschaut, denn die Site ist ein unübersichtliches Forum mit ein paar Videos. Wenn das so bleibt, dann wird sich da die “in-group” tummeln. Es kann ja aber alles noch werden – eine schöne Herausforderung für’s Interaktionsdesign, für solch groß angelegte Prozesse von Diskussion, Organsisation und Abstimmung die passenden Werkzeuge zusammenzubasteln. In Sachen PR verstehen Anonymous jedenfalls ihr Handwerk, und das ist schon mal eiune gute Vorraussetzung, um länger in der Aufmerksamkeitsökonomie zu bestehen.
Das vollmundige Proklamieren von Revolution ist mir immer irgendwie suspekt, insbesondere wenn es mit dem unerschütterbaren Glauben auf der richtigen Seite zu stehen gepaart ist. Dennoch ist diese Aktion ein Anstoss unter vielen, aus denen Veränderungen hervorgehen – bestimmt nicht so schnell wie Anonymous erhoffen und wohl auch kaum mit einem großen Schlag, sondern in unzähligen Schritten…
* bei all dem möchte ich tanzen und spielen, und muss an Emma Goldman denken, die meinte “Wenn ich nicht tanzen kann, ist es nicht meine Revolution.”
America, the Greatest Country God ever gave Man, was built on three bedrock principles: Freedom. Liberty. And Fear — that someone might take our Freedom and Liberty. But now, there are dark, optimistic forces trying to take away our Fear — forces with salt and pepper hair and way more Emmys than they need. They want to replace our Fear with reason. But never forget — “Reason” is just one letter away from “Treason.” Coincidence? Reasonable people would say it is, but America can’t afford to take that chance.
Für diejenigen, die derart sarkastische Ironie nicht vertragen, bewirbt Kollege Jon Stewart “seine” Veranstaltung noch im Namen der Vernunft auf rallytorestoresanity.com. So ein Zufall: Beiden Veranstaltungen ist Ort und Zeit gemein.
… it’s high time for us to get systematic about helping activist groups highlight life-or-death issues—with or without the Yes Men’s participation. That’s what the Yes Lab is all about.
Sie stehen mit Rat und Tat zur Seite, und bauen eine professionelle Struktur auf, die für einen beständigen Fluss subversiver Projekte sorgen soll:
… we’ll need proper staffing, because these sorts of projects take a whole lot of work. More specifically, we’ll need:
A main organizer, who will go after projects, work with organizations to figure out how projects can fit into their ongoing campaigns, and help follow projects through to completion.
An administrator who will also serve as primary fundraiser and manager.
An online guru who will develop our extensive list and put it at the service of projects.
Possibly, extra space beyond our teeny-tiny Manhattan office.
Dafür sammeln sie erst mal Geld: “$50,000 will enable us to do that for an initial period of six months, from September 2010 to March 2011.”
Orientierung und Kritik – alles auf einer Karte (zu einem Vortrag von Matthew Taylor, gezeichnet und animiert von cognitive media):
@ Alex: danke für den Link
In dem Zusammenhang ist auch die Umfrage der FTD unter 1100 deutschen Ökonomen interessant – nicht so witzig und nicht ganz so fundamental in der Kritik, aber dennoch überraschend linkslastig. Hier ein paar Worte aus der Zusammenfassung:
Weil sie die Finanzkrise nicht ahnten, müssen sie viel Spott einstecken. Welche Lehren ziehen Deutschlands Ökonomen daraus? Was empfehlen sie jetzt? Mehr als 1100 Experten haben auf die große Umfrage der FTD in Kooperation mit dem Verein für Socialpolitik geantwortet.
Deutschlands Durchschnittsökonom wählt Grün oder Gelb, findet den alten Briten John Maynard Keynes am wichtigsten, zweifelt an der Schuldenbremse und hält eine Steuerreform für relativ bis sehr wichtig.
Antworten, aus denen […] eins […] durchschimmert: wie sehr die Zunft von der Krise gepackt ist – und wie sehr sie um neue Antworten auf wirtschaftspolitische Probleme ringt.
[…] Zu den größten Aufsteigern zählen auf der Bedeutungsskala auch die Nobelpreisträger Paul Krugman, Joseph Stiglitz und George Akerlof
weiter auf FTD.de. In der gedruckten Ausgabe vom 25.7. sind die Ergebnisse infografisch ansprechend dargestellt. Schade, daß dies nicht auf der Web Site so zu sehen ist.
Signal-Iduna-Park, Alianz-Arena, Red-Bull-Salzburg … Markennamen im Fussball sind nix Neues. Doch die Inbesitzname von Sprache durch Marken geht weiter und könnte durch Satire kaum übertroffen werden, wie die FTD treffend kolportiert:
“Keisuke Honda ist am Ball. Und wieder Honda. Honda tanzt die Dänen aus” – am Ende fielen nicht nur drei Tore für Japan, sondern gefühlte 67-mal der Name Honda in der TV-Moderation. […] In Zukunft überweisen Autobauer ihr Geld sicher nicht mehr der Fifa, sondern direkt den Fußballern. Fürs Endspiel könnte die Aufstellung wie folgt klingen: Thomas Volkswagen im Sturm neben Mesut BMW und dem Turboschützen Lukas Porsche. Es gibt nur einen Haken. Wenn es mal nicht mehr läuft, drohen Sätze wie diese: “Audi am Boden” oder “Daimler blamiert Deutschland”.
Gerade weil BP, wie hier vor einiger Zeit auch kurz thematisiert, seit Jahren versucht sich einen grünen Anstrich zu geben, sind sie nun um so leichter zu karikieren. Das macht die Katastrophe zwar nicht besser, verdeutlicht aber auch dem Blindesten, daß es keine sauberen Ölkonzerne gibt, egal wie grün die Logos sind.
Nicht ganz so umfassend und ‘punchy” ist der “Der Klimafilm” “Unsere Kleine Welt” von drei Kommunikationdesignstudenten der FH-Augsburg – dafür schräger und in jedem Fall ein informatives Vergnügen: