Auf was wie viel Wert gelegt wird

auf “einen Blick”:

Budget im VergleichPDF

aus der Serie “Wissen in Bildern” der Zeit.

Solch einfache Mittel machen doch einiges klar und ziehen verzerrte Realitäten wieder glatt, wie auch die exzellente “Image vs. Facts“-Grafik aus der Arbeit “reality checking device” von Susanna Hertrich.

Jetzt muss wohl selbst ich noch meinen Senf zum Medienereignis #1 in 2010 zum Besten geben. Denn seit das iPad präsentiert wurde kreisen meine Gedanken immer wieder um dieses Ding und den Wirbel, den es auslöst (gab es denn schon mal ein neues Produkt, das in den Tagesthemen vorgestellt wurde? Und es auf die Titelseite so ziemlich jeder bedeutenden Zeitung schaffte? Aber um Medienhype, PR und Branding geht es an dieser Stelle mal ausnahmsweise nicht.

Etch a Sketch statt iPad

Gerade habe ich die FAZ am Sonntag aus der Hand gelegt, die ich nur gekauft habe, weil mich der Titel „Die Politik des iPad“ angesprungen hat und in der Tat fand ich darin einige meiner Gedanken wieder. Frank Schirmmacher reitet da die „Technologie ist Ideolgie“-Nummer, fasst eloquent die gesammelte Kritik am iPad zusammen und spekuliert über dessen kulturelle Bedeutung und den gesellschaftlich-medialen Wandel hin zu einer Welt à la iPad. In diesem Zusammenhang benutzt er sogar das Wort „Bewusstseinsindustrie“! Mir geht es hier aber nicht um Schirmmacher’s sehr lesenwerten Artikel an sich, sondern darum, wie wichtig es ist Sachen selbst machen zu können, anstatt primär zu konsumieren und sich damit den großen Machtkonglomeraten vollkommen auszuliefern. Auch Schirmmacher bezieht sich u.a. auf den CCC, Jaron Lanier, die wie Lawrence Lessing und viele andere eintreten für offene Systeme, frei zugängliche Entwicklungswerkzeuge und Inhalte (von Open Source zu Creative Commons). Das iPad steht für den Gegenentwurf, für eine Welt in der alles einfach und bequem ist, man nichts machen muss, aber auch nichts machen kann, was nicht vorgesehen ist.

“Selbst machen können” ist nicht nur im Bereich Computer und Software wesentlich. Offene Systeme, zugängliche Werkzeuge sowie die Fähigkeiten und Fertigkeiten zum selbst machen sind in allen Bereichen wichtig ist. IT ist sicherlich heute die mächtigste Kulturtechnik, weshalb die Möglichkeit zur kreativen Produktion in diesem Feld so wesentlich, um die Welt mitgestalten zu können. Aber auch ein Möbel zusammenzimmern zu können oder in der Lage zu sein Gemüse anzubauen macht autonom. Musik, Bilder, Theater, etc. selbst zu machen ist Glück abseits von Konsum und befreit somit von dessen Zwängen und Nebenwirkungen. Eigene Gedanken fassen und seine Meinungen artikulieren zu können macht mündig (selbiges gilt für Gefühle). Und nur wer mündig ist, kann Verantwortung für sich und sein Tun übernehmen. Wer keine Verantwortung übernimmt wird Opfer. Opfer der Umstände denen er/sie sich ausliefert – oft freiwillig! (was nicht heißen soll, dass jeder alleiniger Gestalter seiner Umstände wäre. Man selbst ist aber der wesentlicher Faktor, zumindest wenn man so privilegiert ist wie ich: meine Primärbedürfnisse werden problemlos erfüllt, ich habe guten Zugang zu Informationen und es gibt relativ wenig, was meine Freiheit übermäßig einschränkt außer selbst gewählte Verpflichtungen/Situationen und empfundene Erwartungen).

Um freiwillige Unmündigkeit und übermäßige Machtkonglomerate zu vermeiden ist es essentiell, dass jeder mal erlebt, wie befriedigend es ist Kraft der eigenen Fähigkeiten – der Phantasie, der Logik und des „Handwerks“ – etwas zu schaffen, um so eine Haltung zu gewinnen, mit der es ein Vergnügen ist an selbst gewählten Aufgaben zu wachsen. Also, wenn ihr euren Kindern schon Konsolen kauft, dann zeigt ihnen wenigstens, wie sie gehackt werden können! Und wenn ihr so ein iPad kauft, dann habt Spaß und benutzt es kreativ als Spielzeug, wie meine Tochter das Rote Ding da oben, aber baut es nicht wie vorgesehen in euer Leben ein, denn dann baut euch ein!

iPad = Newton

Und jetzt noch drei Worte zum iPad an sich: mir gefällt’s! Aber ich glaube nicht an seinen Erfolg – zumindest nicht kurzfristig. Das Ding ist seiner Zeit ebenso voraus, wie es damals Apple’s Newton war. Diese Vorlage für alle ‚Handhelds’ war ein Flop, weil weder die Gewohnheiten, noch die Technologie so weit waren. Mobile Kommunikation steckte Anfang der 90er noch in den Kinderschuhen, Wireless gab praktisch noch gar nicht und ein Handy hatten nur Geschäftleute, die es wirklich brauchten und bezahlt bekamen. Der Hemmschuh des iPad ist schlichtweg seine Größe. Die ist momentan noch notwendig, um ein großes Display unterzubringen und das wiederum ist Voraussetzung für vernünftige Anwendungen, für die der verfügbare Platz auf dem iPhone-Display einfach zu klein ist. Doch wo soll man das iPad denn hinstecken, wenn man unterwegs ist? Zu groß für die Jackentasche und wenn ich eine extra Tasche mitschleppen muss, dann kann ich da auch gleich meinen Laptop reinstecken. So etwas wie das iPad wird erst richtig erfolgreich, wenn es möglich ist Displays auszuklappen, aufzublasen, holografisch zu projizieren oder wie auch immer aus einem kleinen Gerät herauszuzaubern.

Und bis sich das Ding als universelle Fernbedienung zu Allem (inklusive dem gesamten Internet) und als Life-Style-Entertainment-Tablette für zwischendurch etablieren wird, kann es noch dauern, denn momentan dürfte nur eine kleine “Life-Style-Elite”, die sich einen solches Luxus-Gadget leisten kann, bereit sein dafür Geld auszugeben. Langfristig hingegen zeigt’s schon auf, wo es hingehen könnte…

Was ist eigentlich Image? #1

Ein Image von etwas ist das von dem wir annehmen, dass es sich alle unter dem Image von diesem Etwas vorstellen.

Ähnlich wie wir annehmen ein Tisch sei etwas, was sich alle vorstellen, wenn sie „Tisch“ hören. So wie die Verbreitung einer einheitlichen Bedeutung von Worten geschehen ist, so verbreiten sich auch Images: durch Kommunikation – und im Fall von Images unter der Voraussetzung alle glauben es gäbe Images. Ähnlich, wie wir davon ausgehen, dass Tische existieren, um uns darauf zu einigen, dass wir uns Tische so und so vorstellen und sie „Tische“ nennen. Im Unterschied zu Tischen kann man ein Images nicht anfassen und somit auch nicht sicher sein, dass es sie wirklich gibt. Wieso also sprechen wir so selbstverständlich von Images, nehmen sie wahr oder arbeiten sogar an ihnen. Was macht sie so real und wie entstehen sie?

Der Apfel muss noch nachgrünen

Green My Apple Kampagne iPod rot

Die Kampagne Green my Apple war erfolgreich. Umweltsünden und unfaire Arbeitsverhältnisse passen einfach nicht zum menschlichsten aller Computer-Brands. Also versprach Apple Besserung und tat auch wirklich etwas, wie am Greener Electronics Ranking ablesbar ist. Verbrauchermacht wirkt, wenn das Image in Gefahr ist.

Doch jetzt kommt die Meldung, daß u.a. das iPhone-Display beim taiwanischen Zulieferer Wintek unter bedenklichen Umständen hergestellt wird, weshalb diesmal die Arbeiter vor Ort protestieren – (noch) nicht die Verbraucher. Wintek hat bereits reagiert und behauptet, daß die Arbeiter ihre versprochenen Boni erhalten und der Giftsoff n-hexane bereits seit August nicht mehr verwendet werden würde. Von Apple selbst ist mir noch keine Reaktion bekannt. Apple dürfte empfindlicher reagieren, wenn sich diese Nachricht verbreitet und das saubere Image in Gefahr kommt. Denn der Wert von Apple liegt ja weniger in Displays oder vielmehr der Produktion an sich als im Image, also in den Kommunikationen und Köpfen der Konsumenten. Und wenn sich da schlechte Assoziationen einschleichen, dann ist das wirklich Gift für Apple.

Kommentator TehSilentWolf auf engadget bringt’s auf dem Punkt, wie solch ausbeuterischen Umstände zu Stande kommen:

Its the big companies that squeeze the manufacturers to the limit. Like say if a computer company wanted them to make cheaper LCD’s then they would ask them to keep the price down, which then makes the manufacturer have to compromise on working conditions.

Mehr zum Thema:

Apple has a big event planned for the end of the month, when the company is supposed to unveil its rumored tablet and perhaps a new iPhone OS, but the workers who make screens used by Apple are a lot more concerned about getting paid and whether they’ve been made to work with hazardous materials.

aus einem Beitrag auf truthdig.com.

Apple’s overseas manufacturing partners have been the subject of much scrutiny over the years. Last July, an audit of Apple’s partners in mainland China found that 45 of 83 factories that built iPhones and iPods in 2008 weren’t paying valid overtime rates for those workers that qualified. In addition, 23 of those factories weren’t even paying some of their workers China’s minimum wage.

aus einem Artikel zum Thema auf Apple Insider

The Taiwanese company’s East China factory ground to a halt last Friday morning, while about 2,000 of its 10,000 workers went on a five-hour protest over a rumored bonus cancellation for the second year in a row. On top of that, workers also criticized Wintek for using n-hexane — a banned substance used for cleaning LCDs — which they claim caused the death and paralyzation of several workers last year. Factory officials and Chinese health authorities don’t deny that n-hexane was used, but they say it wasn’t responsible for either the deaths or the paralyzations. Now, the good news: Wintek has promised that workers will get their bonuses, and further said that the factory hasn’t used n-hexane since August — complete with proof that current n-hexane levels are lower than safety regulations require.

Auszug aus einem Artikel auf engadget.com.

… und aus China berichten dailynews.sina.com (google Übersetzung) backchina.com (google Übersetzung) mit Video:

Coke Hopenhagen

Nachhaltigkeit ist gut und grün ist schön. Das wissen auch die Branding-Strategen von Coka Cola und machen bei der Kampagne Hopenhagen mit. Eine Werbeagentur macht dafür noch eine kreative Kampagne und ein Illustrator hübsche Bildchen. Gegen derlei Image-Strategien hat es die die Macht des Faktischen nicht leicht, denn es mach einfach mehr Spaß im Angesicht eines hübschen Bildchen zu glauben, daß alles gut wird und dabei Cola zu trinken, als bei einem Glas Wasser irgendwelche kritischen Artikel zu lesen. Dennoch sein an dieser Stelle auf ein Interview mit Vandana Shiva verwiesen. Ein Ausschnitt:

Environmentalist Vandana Shiva on the Coca-Cola sponsored campaign ‘Hopenhagen’ in an interview with Democracy Now’s Amy Goodman, 14/12/09:

Amy Goodman: There is a big campaign here called “Hopenhagen.”

Vandana Shiva: Yeah.

AG: Among the corporate sponsors are Coca-Cola (…). Can you talk about the global effects of Coca-Cola?

VS: Yeah, my heart just sank, because when I got off the flight, the first thing I saw was a Coca-Cola bottle, “Hopenhagen.” Well, if you’ve been to Plachimada, India, where 1.4 million liters, 1.5 million liters were extracted by Coca-Cola every day, and—

AG: Liters of water?

VS: Liters of water to make these soft drinks and to do the bottling of water. The women had to rise up against Coca-Cola. The women had to say, “Shut this plant down, because we are having to walk ten miles to get clean and safe water.” That would not be Hopenhagen. The women of Plachimada would not see hope in a Coca-Cola bottle.

AG: Where is Plachimada?

VS: Plachimada is a little village in Kerala where the women organized and shut down a Coca-Cola plant, and this triggered a movement across India. Three plants have been shut down. Coca-Cola does not bring hope, and Coca-Cola should not be the symbol of finding solutions for the climate crisis.

Via adrianaeysler.com (danke für den Link, Fabio)

Bild: Ogilvy NY + Andrew Bannecker

Was sagt uns das?

H&M zerstört unverkäufliche Produkte, anstatt diese zu spenden

aus dem Artikel “Modemüll” in der TAZ vom 12.1.2010

Was macht H&M zu W&H?

Die Demokratisierung des Luxus durch H&M” hat ihren Preis. Dabei ist man sich bei H&M des Image-Mehrwertes von “Sozialer Verantwortung” (CSR) und “BIO” bewusst. Ob die entsprechenden Maßnahmen nun ausschließlich aus Image-Gründen getroffen und kommuniziert werden oder aber aus tatsächlicher Vernunft und Menschenliebe ist von außen schwer zu beurteilen. Aktionen wie die von der TAZ aufgeführte sind ein Zeichen dafür, daß es der Konzern nicht wirklich gut meint, sondern vor allem gut dastehen möchte. Dafür sprechen auch auftretende Widersprüche, wie die banale Tatsache, daß Bio-Baumwolle im Angebot offensichtlich nur einen unbedeutenden Anteil einnimmt und daß die sozialen Bedingungen der Produktion auch nicht immer so astrein, wie proklamiert zu sein scheinen. Siehe hierzu “H&M Fabriken brennen in Bangladesh” auf sum1 oder die oder alles zum tag “HM” auf auf Konsumsumpf.

Wie wird die Fabrik angezündet, wenn alles fair zugeht?

Mehr zum Thema “Kritischer Konsum” zum hören: “Ethischer Konsum, oder: Kann man sich eine bessere Welt kaufen? vom 12.07.2009” – eine Sendung des Zündfunk Generator, der als Podcast abonniert werden kann.

Und grad’ flattert noch was rein, was ebenfalls hier rein passt:

Konsum hat sich seit 1960 versechsfacht“:

[Es] müsse im Kampf gegen Klimawandel und Umweltzerstörung in Zukunft deutlich werden, dass Kaufen nicht zu Glück, Zufriedenheit und gesellschaftliche Akzeptanz führe, heißt es in einem am Dienstag in Washington veröffentlichten Bericht der US-amerikanischen Umweltinstitutes.

eh klar, kann aber nicht oft genug gesagt werden. Noch ein paar prägnate Fakten:

2006 habe die Menschheit für Waren und Dienstleistungen 30,5 Billionen Dollar ausgegeben, 28 Prozent mehr als 1996 und sechsmal so viel wie 1960. Die Weltbevölkerung sei seit 1960 aber nur um das 2,2-fache gestiegen. …

Und ein Wandel ist nicht in Sicht: Der Bundesverband Großhandel, Außenhandel und Dienstleistungen (BGA) hat heute in Berlin “Zuversicht” verbreitet: Nach dem Geschäftseinbruch von 15 Prozent im vergangen Jahr erwarten Großhandel und Dienstleister für 2010 wieder deutliche Umsatzsteigerungen. …

Angetrieben werde das unverantwortliche Kaufverhalten von massiven Werbeschlachten der Wirtschaft: 2008 hätten Unternehmen weltweit 643 Milliarden Dollar für Kampagnen ausgegeben. In China und Indien steigen den Angaben zufolge die Ausgaben für Werbung jährlich um mehr als zehn Prozent. …

Als Beispiel für die Wirksamkeit der Reklame* nennt der Bericht den Verkauf von Trinkwasser in Flaschen: 2008 wurden 241 Milliarden Liter verkauft, doppelt so viele wie 2000. Auch die Hersteller für Haustierbedarf und -futter lassen sich ihre Werbung viel kosten: 300 Millionen Dollar geben sie in den USA pro Jahr aus, um ihre Produkte anzupreisen. Zwei Schäferhunde verbrauchten dort so viel Ressourcen wie ein durchschnittlicher Bürger im asiatischen Bangladesch.

mehr im Artikel auf wir-klimaretter.de.

* Reklame ist da wohl der falsche Ausdruck. Branding und Marketing-Kommunikation wären passender, denn wer glaubt in 2010 schon noch der Reklame – ist auch gar nicht nötig, wo Marketing-Kommunikation und Branding ohnehin so ziemlich alles durchziehen (oftmals subtil und quasi unbemerkt).

Harddrink

Watersucking Coke in India, By Carlos Latuff BIG Bild: Watersucking Coke in India von Carlos Latuff

mehr zum Thema auf killercoke.org

via Adbusters Blog ‘Rants’

Softdrink

die Wahrheit über Pesi

von Lawrence Yang / blow at life

Der Trailer von “Kapitalismus – Eine Liebesgeschichte” ist nicht mehr einbettbar. An statt dessen gibt es dies:

Link: Kapitalismus - Eine Liebesgeschichte

gute Idee ;-)

Lösungsansatz:

Der Sozialismus ist gar nicht so übel von Rainer Hank aus dem Wirtschaftsteil der FAZ (!).

Auto – von Arbeit bis Image

Autostatd vs. Stadt ohne Autos

In dem Artikel “Abgesang aufs Auto” fasst Birgit Gärtner auf telepolis die Veranstaltung “Auswirkung einer Einführung von Elektrofahrzeugen auf die Klimagasemissionen und die Konsequenzen für die Autoindustrie” zusammen. Es werden treffende Frage zum Thema Auto, Umwelt und Arbeit gestellt und “Lösungsansätze” angerissen. Hier ein paar wenige Fragmente:

Fazit der Veranstaltung: Der Privat-PKW ist passé, die ökonomische Krise kann nur durch gesellschaftlich notwendige und umweltfreundliche Produktion gelöst werden.

“Wir brauchen gesellschaftlich notwendige und nützliche Beschäftigung, die Autoproduktion gehört definitiv nicht dazu.” [sagt Uwe Fritsch, Vorsitzender des Betriebsrats von VW-Braunschweig]. Das in den Köpfen der Beschäftigten zu verankern, sei in einem Land, in dem das Auto das “zweite Wohnzimmer” sei, allerdings nicht so einfach.

Der VW-Betriebsrat hat durchgesetzt, das ein Promille des Gesamtumsatzes in alternative Produktionskonzepte investiert werden müssen. “Das sind bei VW immerhin 100 Millionen Euro pro Jahr”, so Fritsch. Das Werk in Braunschweig kooperiere mit dem Stromanbieter Lichtblick, dessen Blockheizkraftwerke bei VW gebaut würden. …

Die Köpfe der Leute benennt Fritsch als ein wesentliches Problem. Dem Auto zu entsagen ist schwierig in einer Auto-Kultur, die immerzu genährt wird von immensen Budgets für Marketing-Kommunikation der Automobilindustrie. Kommunikativ ist diese ja sehr anpassungsfähig und arbeitet an “grün-nachhaltigen” Images. Klar, die gilt es zu enttarnen, wenn sie nicht mit den Fakten übereinstimmen, aber Kritik alleine ist zu wenig. Es gilt “autofreie Lebensweisen” attraktiv darzustellen und Images zu aufzubauen, die für diese “neue Wirklichkeit” stehen. Die entsprechenden Bilder und Botschaften müssten entsprechend verbreitet werden. Auch hierfür würde “ein Promille des Gesamtumsatzes” schon einiges Bewegen können (an Budget zur Kreation und Verbreitung ebensolcher Images). Wie kommen wir zu einer ausgewogeneren Präsenz von Themen und Images? Zu mehr Kommunikation von Anliegen und Aussagen hinter denen nicht primär Interessen und Budgets der Industrie stehen?

Platzbedarf: Auto vs. Bus

Die Bilder stammen von der Web-Site Autofreie Stadt (Danke für die Leihgabe!) von den Beiträgen “Europäische Kommission: Straßen Wieder für Menschen nutzbar machen” (zur Studie “Reclaiming city streets for people” der EU-Kommision) und “Interview mit Hermann Knoflacher” (ein Hinweis auf ein Interview mit dem autokritischen Verkehrsforscher in der Zeit). Weitere relevante Beiträge zum Thema finden sich auch im Magazin von fairkehr. In welche Richtung es (ohne Auto) gehen könnte deutet ein ein Beitrag über eine Volksinitiative in der Schweiz an, die “verlangt, dass viermal pro Jahr alle Straßen und Plätze nicht für Autos, sondern für autofreie Mobilität, für ‘Lifestyle’ zur Verfügung stehen.”* Ja, ein Lifestyle sollte es werden, es darf Spaß machen und soll als Bereicherung empfunden werden, nicht als bitterer Verzicht – denn mit Verzicht lässt sich nichts gewinnen, zumindest nicht “die” öffentliche Meinung. So was lifestyliges wie “LOHAS” (bloß ohne Auto und für die Massen) müsste daraus werden, aus der Idee der autofreien Gesellschaft, damit diese Realität werden kann. Wie wär’s mit “FAQL” (Fresh Air and Quality of Life) oder Lifestyle of Fresh Air (LOFA) – naja, da darf noch gebrainstormt werden ;-)

… und wer sich noch an die autofreien Sonntage in den 70ern erinnert, weiß wie toll es war auf der Autobahn Rollschuh zu fahren (derlei tief sitzende positive Erinnerungen an ein kindliches Vergnügen würde ich nutzen, wenn es darum ginge ein positives “autofrei-Image” aufzubauen).

* Ergebnis der Volksabstimmung vom 18.5.2003: 62.4% dagegen, 37.6 für autofreie Tage (Beteiligung 49.8% / Quelle). Wäre interessant zu erfahren, wie hier und heute eine solche Abstimmung ausfallen würde. Zumindest regional sollten autofreie Tage attraktiv vermittelt werden können à la “München feiert den Sommer – ohne Autos und draussen”. Dabei würden wieder wunderbar autofreie Assoziationen in die Köpfe der Menschen gelangen…. und nach und nach fügt sich das Image vom autofreier Freude und Lebensqualität.

Aktion auf Verkehrsinsel

… so weit ein paar bruchstückhafte Ansätze. Fortsetzung folgt.

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